Presseerklärung des Welcome to Hell Bündnis
vom Freitag, 7.6.2017
Wie sich in den vergangenen Tagen mehr und mehr angekündigt hatte,
griff die Polizei am Donnerstagabend die „Welcome to Hell“-Demonstration
bereits nach wenigen Metern und nahezu ohne Vorwarnung auf brutalste
Art und Weise an. Menschen kletterten in Panik Mauern hoch, wurden von
oben wieder herunter geprügelt, Wasserwerfer drängten Menschen so nah
ans Wasser, dass die Gefahr bestand, dass diese in die Elbe stürzen oder
richteten ihren Strahl auf Menschen, die auf umliegenden Hausdächern
saßen und die Szenerie beobachteten.
Die Art und Weise, wie die Polizei an mehreren Stellen gleichzeitig
mit großem Aufgebot Teilnehmer*innen an die Wand prügelte, lässt nur den
Schluss zu, dass die Demonstration im Planungsszenario der Polizei die
Hafenrandstraße nie verlassen sollte. Für diese Einschätzung spricht
auch, dass die Polizeikräfte just in dem Moment in die Demo-Blöcke
stürmten, als die Versammlungsleiter noch im Gespräch mit der
Einsatzleitung über einen gangbaren Weg berieten. Die Demonstration
wurde dann kurz nach 20.00 Uhr vom Veranstalter konsequenterweise für
aufgelöst erklärt.
Wir sind geschockt und wütend über die Gewaltexzess mit zahllosen
Verletzten. Die Polizei hat schlimmste Folgen in Kauf genommen,
besonnene organisierte Ketten konnten Schlimmeres verhindern. Der Ort
der Angriffe war durch das Angreifen von vorne, von der Seite und vom
hinteren Teil der Demonstration bewusst so beengt worden, dass eine
Massenpanik nicht auszuschließen war. „Die wollten uns kaputt hauen“,
sagte ein schockierte Demo-Teilnehmer. Die in den Medien gezeigten
Mitschnitte, Bilder und Kommentare der Journalist*innen vor Ort
entlarvten die zynischen Kommentierungen des Polizeisprechers Zill –
etwa: es ginge nur darum, den vermummten Teil zu isolieren, um ihn zum
Ablegen der Vermummung zu bewegen, damit die Demo starten könne –
unmittelbar als Propagandalügen.
Den Demonstrant*innen gelang es in den Stunden danach dennoch, ihre
Handlungsfähigkeit zurückzugewinnen und zwischenzeitlich drei Demozüge
wieder zu einem großen Demozug zusammenzuführen, dem sich viele andere
anschlossen. Dieser zog dann über die Reeperbahn und Holstenstraße in
Richtung Schanzenviertel. Auch diese Großdemonstration wurde auf Höhe
Sternbrücke ohne erkennbaren Grund wieder von der Polizei angegriffen.
Die angestaute Wut über die brutalen Gewaltexzesse entlud sich nach
der Zerschlagung der Demo und im weiteren Verlauf des Abendssowie im
Verlauf des heutigen Tages auch in vielfältigen militanten Aktionen und
in Auseinandersetzungen mit den Einsatzkräften der Polizei. Die zu
vermutende Taktik der Polizei, mit einem Exzess gegen eines der
Protest-Spektren zu Beginn der G20-Proteste ein Signal auch in die
anderen Spektren zu senden, ist ihnen grandios auf die Füße gefallen.
Dies zeigt die immense Aktionsvielfalt, die unterschiedlichste Gruppen und Spektren am Freitag auf die Straße getragen haben.
Am Morgen danach in der Pressekonferenz wurde eines deutlich: Die
Spaltungsversuche der letzten Wochen und Tage in gewaltbereite und
friedliche Proteste haben nicht gefruchtet, die Politik und Polizei
haben durch den Einsatz am Hafenrand den solidarischen Bezug der
unterschiedlichen Spektren aufeinander nicht verhindert, sondern
befördert. Nach der gestrigen Demo gibt es einen engen Schulterschluss
der einzelnen Spektren für die Demonstration am Samstag.
Wir rufen deshalb dazu auf, zahlreich in den „Welcome to Hell“-Block
der Demonstration am Samstag zu kommen. Unser Block reiht sich in den
antikapitalistischen Block der Samstagsdemonstration ein. Dies wird eine
entschlossene und gemeinsame Demonstration werden.
Nach dem Wechselbad der Gefühle in den letzten Tagen freuen wir uns
auf eine Demo, die sowohl in Hinblick auf die Anzahl der
Teilnehmer*innen als auch von ihrem Ausdruck kämpferischen Abschluss der
Anti-G20-Proteste bildet.
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